Quid pro quo?

Zur normativen Struktur von Familienbeziehungen

Autor:innen

  • David P. Schweikard Münster

Schlagworte:

Beziehungspflichten, Eltern-Kind-Beziehung, Unterhaltspflicht, nichtsymmetrische Beziehungen, Special Goods Theory

Key words:

relationship obligations, parent-child relation, alimony/maintenance, obligation, non-symmetrical relationships, Special Goods Theory

Abstract

Ausgehend von einem im Februar 2014 ergangenen BGH-Urteil, das die Unterhaltspflicht von erwachsenen Kindern gegenüber ihren Eltern auch im Falle des einseitigen Kontaktabbruchs bejaht, werden in diesem Beitrag Überlegungen zur Struktur und den normativen Implikationen der Eltern-Kind-Beziehung angestellt. Zum einen wird dafür plädiert, die Eltern-Kind-Beziehung als nichtsymmetrisch, d. h. als Komplex aus symmetrischen und asymmetrischen Beziehungen zu verstehen. Zum anderen wird hinsichtlich der normativen Implikationen der Eltern-Kind-Beziehung dafür argumentiert, dass Verpflichtungen innerhalb dieser Beziehung nicht vom bloßen Bestehen, sondern vom Wert der Beziehung abhängig zu machen sind. Aus diesem Argument wird gefolgert, dass die im BGH-Urteil sowie im in der einschlägigen Literatur diskutierten „Past Parental Sacrifices Model“ unterstellte Symmetrie der Eltern-Kind-Beziehung zu einer inadäquaten normativen Analyse führt. Damit wird der Rechtfertigungsstrategie filialer Verpflichtungen, die auf ein Quidproquo bezüglich zurückliegender elterlicher Versorgungsleistungen gestützt ist, eine Absage erteilt.

English version

In February 2014, the Federal Court of Justice made a judgment to affirm the obligation of adults towards their parents to pay alimony even in case of one-sided end of contact. Beginning with this judgement, the following essay considers the structure and normative implications of the parent-child-relationship. On the one hand I argue for understanding the parent-child-relationship as non-symmetrical, i.e. as a complex of symmetrical and asymmetrical relationships. On the other hand, regarding the normative implications of the parent-child-relationship, I argue that obligations within this relationship should not depend on the mere existence, but on the value of the relationship. From this argument follows that the symmetry of the parent-child-relationship implied by the judgment of the federal court of justice and the in relevant literature discussed “Past Parental Sacrifices Model” leads to an inadequate normative analysis. For this reason, the justification strategy of filial obligations which is based on a quid pro quo regarding parental care efforts in the past is rejected.

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Zitationsvorschlag

Schweikard, D. P. (2015). Quid pro quo? Zur normativen Struktur von Familienbeziehungen. Zeitschrift für Praktische Philosophie, 2(2), 273–310. https://doi.org/10.22613/zfpp/2.2.10

Ausgabe

Rubrik

Schwerpunkt: Eltern und Kinder - Zur Normativität ihrer Beziehung