Zwischen Kohärenz und Inhalt – Narrativität als Sinngeber

Autor:innen

  • Lukas Kiemele

Schlagworte:

Sinn im Leben, Narrativität, Sinngeber, Sinnträger, Lebensabschnitte

Key words:

meaning in life, narrativity, meaning-givers, meaning-bearers, life-sections

Abstract

Die aktuelle philosophische Debatte darüber, wie Sinn im konkreten menschlichen Leben gestiftet und durch was er getragen wird, stellt vielfältige Argumentationen für die Rolle von Narrativität bereit. Der Ausgangspunkt dieses Artikels liegt in der Frage nach einer Verteilung von Rollen in Sinnträger und Sinnstifter sowie nach dem Verhältnis zwischen dem Attribut ‚Sinnhaftigkeit‘ und dem Begriff ‚Leben‘. Die Bestimmung von Sinnträgern scheint deshalb trivial, weil die Verbindung von ‚Sinnhaftigkeit‘ und ‚Leben‘ bereits in der Frage nach einem Sinn im Leben stattfindet. Was demnach auf irgendeine Weise sinnvoll sein kann, ist das menschliche Leben – hierbei ist jedoch nicht eindeutig bestimmt, was unter ‚Leben‘ verstanden werden soll. In welcher Weise der Begriff des Lebens ein Träger des Attributs ‚Sinnhaftigkeit‘ sein kann, ist der Schwerpunkt dieses Artikels. Hierzu verfolge ich zum einen die Fragestellung, inwiefern das Leben als Ganzes oder einzelne Lebensabschnitte Sinnträger sein können, und zum zweiten, inwiefern narrative Strukturen dazu beitragen, Sinnhaftigkeit im Leben zu konstituieren. Ich argumentiere dafür, dass die Herstellung von Sinn im Leben eine narrative Struktur voraussetzt. Hierfür gebe ich zwei für die Whole-Life-Theorie sprechende Gründe: (i) Ein Verweis auf intrinsisch sinnstiftende Güter innerhalb von Lebensabschnitten kommt nicht ohne das erklärende Element der narrativen Struktur aus, wenn wir verstehen wollen, wie bestimmte Inhalte für eine Person in ihrem konkreten Leben sinnstiftend werden. Und (ii): Es gibt Formen des Sinns im Leben, die nicht auf die Inhalte isolierter Lebensabschnitte reduzierbar sind.

English version

The contemporary philosophical debate concerning the nature of a meaningful life presents varied arguments for the role of narrativity and the analysis of a synthetic conjunction between the terms ‚life‘ with the attribute ‚meaningfulness‘. The question of a concrete meaning in human life implies the follow-up question concerning the distribution of roles for entities, which can be labelled as meaning-givers and meaning-bearers. The definition of meaning-bearers seems trivial, because the conjunction of ‚meaningfulness‘ and ‚life‘ is obviously present in the original question of life’s meaning, where ‚life‘ acts as a bearer. Therefore, what can be meaningful, is human life itself – however, it is not clear what is to be understood as ‚life‘. How the term ‚life‘ acts as a bearer for the attribute ‚meaningfulness‘, is the subject of this article. To this end, I firstly examine the question, in what sense life as a whole or life-sections can be meaning-bearers and secondly, how narrative structures contribute to the constitution of meaning in life. I argue that the manner in which humans construct meaning out of their experiences presupposes the criterion of a narrative structure, which supports the Whole-Life-Theory. I present two justifications for this argument: (i) the reference to intrinsically meaningful goods within life-sections cannot do without the explanatory element of a narrative structure, if we want to understand how certain contents become meaningful for a person in their concrete life. And (ii): There are forms of meaning in life that cannot be reduced to the content of isolated life-sections.

Downloads

Zitationsvorschlag

Kiemele, L. (2023). Zwischen Kohärenz und Inhalt – Narrativität als Sinngeber. Zeitschrift für Praktische Philosophie, 10(1). https://doi.org/10.22613/zfpp/10.1.7

Ausgabe

Rubrik

Schwerpunkt: Zeit und das gute Leben