Anmerkungen zu Drerups politischem Kriterium für legitime Kontroversen im Unterricht
Schlagworte:
Kontroversitätsgebot, Demokratie, Menschenrechte, BildungKey words:
controversy imperative, democracy, human rights, educationAbstract
Johannes Drerup schlägt für normativ-politische Kontroversen ein Kriterium vor, anhand dessen bestimmt werden soll, wann diese Kontroversen legitime Unterrichtsthemen sind und in Folge dem Kontroversitätsgebot unterliegen. Dies ist dann der Fall, wenn für kontroverse Fragen „auf Basis politischer Grundwerte und -prinzipien, die als konstitutiv gelten können für die Ermöglichung eines guten persönlichen und politischen Lebens in liberal-demokratischen Staaten, keine eindeutige Antwort abgeleitet werden kann.“ Zu diesen Grundwerten und -prinzipien zählt Drerup auch „Grund- und Menschenechte“. Mein kurzer Beitrag möchte zeigen, weshalb Drerups an sich fruchtbarer Ansatz die Komplexität des Maßstabes „Grundund Menschenrechte“ tendenziell unterschätzt und insbesondere das Verhältnis von Demokratie und Menschenrechten zu wenig als potenzielles Spannungsverhältnis ernst nimmt. Ich schlage daher weitere Differenzierungen vor, um Drerups Kriterium konzeptionell zu schärfen. Zudem rege ich an, Kontroversen, die Drerups Kriterium nicht genügen, aus didaktischen Gründen dennoch eine gewisse Anfangs-Kontroversität zuzugestehen, um die Bedeutung der betreffenden Grundprinzipien, die als „rote Linien“ fungieren, deutlicher herausarbeiten zu können.
Johannes Drerup proposes a criterion for normative-political controversies to determine when these controversies are legitimate teaching topics and, accordingly, subject to the controversy requirement. This is the case when no clear answer can be derived for controversial questions „on the basis of basic political values and principles that can be considered constitutive of enabling a good personal and political life in liberal democratic states.“ Drerup also includes „fundamental and human rights“ among these basic values and principles. My brief contribution aims to show why Drerup‘s approach, which is fruitful in itself, tends to underestimate the complexity of the yardstick „fundamental and human rights“ and, in particular, does not take the relationship between democracy and human rights seriously enough as a potential tension. I therefore suggest further differentiations to conceptually sharpen Drerup‘s criterion. In addition, I suggest that controversies that do not meet Drerup‘s criterion should nevertheless be allowed a certain initial legitimacy for didactic reasons, in order to be able to work out more clearly the significance of the basic principles in question, which function as „red lines.“
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