Was heißt es, konstruktiv zu streiten
Zur Förderung demokratischer Grundbildung durch Kontroversen im Unterricht
Schlagworte:
Kontroversen, Diskussionskultur, Demokratische Grundbildung, Argumentieren, UrteilskompetenzKey words:
controversies, discussion culture, basic democratic education, arguing, judgement competenceAbstract
Drerup (2021) argumentiert dafür, dass Kontroversen im Unterricht eingesetzt werden sollten, um demokratische Grundbildung zu fördern. Als Bildungsziel ist die Förderung demokratischer Grundbildung in seiner Allgemeinheit sicherlich klar zu befürworten, ob der Einsatz von Kontroversen jedoch ein geeignetes und verhältnismäßiges Mittel dafür ist, kann pauschal nicht so leicht beantwortet werden. Schließlich hängt ihre Eignung und Verhältnismäßigkeit ganz maßgeblich davon ab, welche kontroversen Themen im Unterricht auf welche Weise diskutiert werden. Um hier zu einem fruchtbaren Ergebnis zu gelangen, muss zunächst allerdings eine grundlegende Frage beantwortet werden – nämlich, was es überhaupt heißt, konstruktiv zu diskutieren. Dann können nämlich mögliche Funktionen von kontroversen Diskussionen identifiziert und darauf aufbauend sowohl einzelne Ziele, geeignete Themen als auch die jeweiligen Rahmenbedingungen in eine konkrete Beziehung gesetzt werden. So sind die allgemeinen Leitlinien für eine gelingende Praxis, wie Drerup sie formuliert, zwar ausgesprochen hilfreich, aber ob eine Praxis tatsächlich gelingt, kann ohne eine solche Verzahnung zwischen Zielen, Themen und Bedingungen in den meisten Fällen kaum hinreichend geklärt werden. Wenn wir die pädagogisch-didaktischen Ziele jedoch allgemein in der Förderung von individueller und politischer Autonomie und demokratischer Grundbildung sehen, dann müsste man, so die zentrale These des vorliegenden Beitrags, sehr viel mehr zur Qualität von Diskussionen und insbesondere zur Güte von Argumentationen sagen, um dann geeignete Themen und passende Rahmenbedingungen genauer zu bestimmen. Nichtsdestoweniger ist Drerups Band eine enorme Bereicherung für die Debatte.
Drerup (2021) argues that controversies should be used in the classroom to promote democratic education. As general educational goal, the promotion of democratic education is certainly to be advocated, but whether the use of controversies is a suitable and proportionate means cannot be answered as easily. After all, its suitability and proportionality depend quite significantly on which controversial topics are discussed in the classroom and in what way. In order to arrive at a fruitful result here a fundamental question must first be answered – namely, what it means to argue constructively in the first place. Then, possible functions of arguments can be identified and, based on this, sensible goals, suitable topics, and the adequate framework conditions can be related in a palpable and precise way. Thus, although the general guidelines formulated by Drerup are very helpful, whether any particular use of controversies in the classroom is actually successful can rarely be adequately determined without palpably and precisely relating the goals, topics, and framework conditions. If we take the pedagogical-didactic goals generally as promoting individual and political autonomy and democratic education, then, as argued in this paper, much more needs to be said about the quality of discussions and, in particular, the quality of argumentation, in order to determine suitable topics and appropriate framework conditions. At any rate, Drerup‘s volume is an enormous enrichment for the debate.
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