Flucht ins Unbefragbare?
Über Demokratiebildung und den Versuch, die Grenzen der Kontroverse im Klassenzimmer zu ziehen
Schlagwörter:
Demokratiebildung, Wertebildung, Debattenkultur, Kontroversitätsgebote, sokratischer DialogKey words:
Demokratiebildung, Wertebildung, Debattenkultur, Kontroversitätsgebote, sokratischer DialogAbstract
Die Debatte genießt in liberalen Demokratien einen hohen Stellenwert. Das gilt nicht nur für den öffentlichen Raum, sondern auch für den Schulunterricht, der Heranwachsende auf die Teilnahme an dieser Praxis vorbereiten soll. Wie kontrovers soll und darf es im Klassenzimmer selbst aber zugehen? Wie steht es etwa mit antidemokratischen oder illiberalen Positionen? Sollen auch sie kontrovers diskutiert werden, oder sollen die Lernenden hier vielmehr von vornherein zur Übernahme der als legitim vorausgesetzten Position gebracht werden? Wenn ja, auf welche Weise? Diese Fragen werden in der Bildungsphilosophie intensiv diskutiert. Der Beitrag befasst sich mit der sogenannten Kontroverse um Kontroversitätsgebote. Konkret widmet er sich Johannes Drerups Versuch, den Raum der Kontroverse im Klassenzimmer zu eröffnen und zugleich zu begrenzen. Zunächst wird betrachtet, wie er die Grenzen des Diskurses zieht und inwieweit er diese Grenzziehung überzeugend begründet. Dann werden die unterrichtspraktischen Konsequenzen, die er selbst daraus ableitet, und das Konzept eines „direktiven Unterrichtens“ im Kontext ethischer Debatten beleuchtet. Schließlich wird eine alternative Herangehensweise angedeutet: Statt zu versuchen, den Lernenden anhand kontroverser Themen top down einen fixen Wertekanon zu vermitteln, können Lehrpersonen solche Kontroversen auch zum Anlass nehmen, die Wertvorstellungen der Schüler:innen gemeinsam mit ihnen aufzudecken, zu explizieren und kritisch zu durchdenken. Eine solche Praxis dialogischer Wertebildung ist zwar für alle Beteiligten herausfordernder, scheint aber besser zur Idee der Demokratiebildung zu passen.
Die Debatte genießt in liberalen Demokratien einen hohen Stellenwert. Das gilt nicht nur für den öffentlichen Raum, sondern auch für den Schulunterricht, der Heranwachsende auf die Teilnahme an dieser Praxis vorbereiten soll. Wie kontrovers soll und darf es im Klassenzimmer selbst aber zugehen? Wie steht es etwa mit antidemokratischen oder illiberalen Positionen? Sollen auch sie kontrovers diskutiert werden, oder sollen die Lernenden hier vielmehr von vornherein zur Übernahme der als legitim vorausgesetzten Position gebracht werden? Wenn ja, auf welche Weise? Diese Fragen werden in der Bildungsphilosophie intensiv diskutiert. Der Beitrag befasst sich mit der sogenannten Kontroverse um Kontroversitätsgebote. Konkret widmet er sich Johannes Drerups Versuch, den Raum der Kontroverse im Klassenzimmer zu eröffnen und zugleich zu begrenzen. Zunächst wird betrachtet, wie er die Grenzen des Diskurses zieht und inwieweit er diese Grenzziehung überzeugend begründet. Dann werden die unterrichtspraktischen Konsequenzen, die er selbst daraus ableitet, und das Konzept eines „direktiven Unterrichtens“ im Kontext ethischer Debatten beleuchtet. Schließlich wird eine alternative Herangehensweise angedeutet: Statt zu versuchen, den Lernenden anhand kontroverser Themen top down einen fixen Wertekanon zu vermitteln, können Lehrpersonen solche Kontroversen auch zum Anlass nehmen, die Wertvorstellungen der Schüler:innen gemeinsam mit ihnen aufzudecken, zu explizieren und kritisch zu durchdenken. Eine solche Praxis dialogischer Wertebildung ist zwar für alle Beteiligten herausfordernder, scheint aber besser zur Idee der Demokratiebildung zu passen.
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