Eine religionspädagogische Replik auf Johannes Drerups Studie „Kontroverse Themen im Unterricht“

Autor:innen

  • Jan-Hendrik Herbst

Schlagworte:

Gesellschaftsanalyse, Ideologiekritik, Religion, Demokratie

Key words:

social analysis, ideology critique, religion, democracy

Abstract

Im Beitrag wird Johannes Drerups pädagogischer Ansatz zum Umgang mit kontroversen Themen im schulischen Unterricht kritisch diskutiert. Aus einer religionspädagogischen Perspektive werden dabei vor allem Leerstellen problematisiert und nicht die Stärken von Drerups Konzeption fokussiert. Moniert werden vor diesem Hintergrund vorwiegend zwei Punkte: Drerups theoretischem Zugriff fehlt ein systematischer Ort für eine gesellschaftliche Kontextanalyse, da er eine gesellschaftstheoretische Modellierung und empirische Spezifizierung der sozialen Verhältnisse im Vagen belässt (1). Dies führt auch dazu, dass die Eigenlogik des Phänomens Religion nicht adäquat berücksichtigt wird. Vielmehr scheint Religion allein in der Perspektive der Extremismusprävention sichtbar zu werden. Darüber hinaus tendiert Drerups Ansatz dazu, den diskursiven Status quo zu verdoppeln und grundlegende Veränderungsperspektiven auszuschließen (2). Dies zeigt sich besonders an Drerups Kriterienkatalog für kontroverse Themen, etwa an der fehlenden Spezifität des politischen Kriteriums. Auch unterrichtspraktische Herausforderungen wie die Frage nach der Möglichkeit von politischen Aktionen werden ausgeklammert, obwohl sie im Zusammenhang mit dem Beutelsbacher Konsens selbst kontrovers in der Politikdidaktik und anderen Fachdidaktiken diskutiert werden.

English version

In this article I will critically discuss Johannes Drerup’s pedagogical approach for dealing with controversial issues in school. From the perspective of religious education, I will highlight the gaps and not the strengths of Drerup’s conception. In this context, two major points are criticized: Drerup’s theoretical approach lacks a systematic place for a social analysis because it leaves social theoretical modeling and empirical specification of social conditions in the dark (1). This also leads to a failure to adequately account for the complexity of religion. Rather, religion seems to be interesting exclusively from the point of view of extremism prevention. Moreover, Drerup’s approach tends to duplicate the discursive status quo and omit fundamental perspectives of change (2). This is particularly evident in Drerup’s list of criteria for controversial issues, such as the lack of specificity of the political criterion. Practical questions of teaching, such as the possibility of political action, are also left out, although they are controversially discussed in connection with the Beutelsbach Consensus in political didactics and other didactics.

Downloads

Zitationsvorschlag

Herbst, J.-H. (2023). Eine religionspädagogische Replik auf Johannes Drerups Studie „Kontroverse Themen im Unterricht“. Zeitschrift für Praktische Philosophie, 10(1). https://doi.org/10.22613/zfpp/10.1.23

Ausgabe

Rubrik

Buchsymposium: Kontroverse Themen im Unterricht