Natur und Nichtidentität zwischen Theodor W. Adorno und Donna J. Haraway

Autor:innen

  • Miriam Schröder Institut für Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Schlagworte:

Kritische Theorie, Gesellschaftliche Naturverhältnisse, Identitätskritik, Spekulation, Feministische Wissenschaftskritik

Key words:

Critical Theory, Science criticism, Societal nature relations, Critique of identity, Speculation

Abstract

Im Angesicht der Klimakatastrophe häufen sich die Versuche, Autor*innen der frühen Kritischen Theorie in Debatten um das sogenannte Anthropozän einzubringen. Häufig wird eine produktive Auseinandersetzung mit anderen Theorietraditionen allerdings kategorisch verweigert. In diesem Beitrag wird Theodor W. Adornos Naturbegriff in ein Gespräch mit den Arbeiten der Wissenschaftstheoretikerin Donna J. Haraway gebracht. Er zeigt, dass die gemeinsame Diskussion einen wertvollen Beitrag zu einer Kritik an gesellschaftlichen Naturverhältnissen leisten kann. Dafür werden zunächst Punkte der Überschneidung in den jeweiligen Naturbegriffen herausgearbeitet. Anschließend wird die Differenz in der Frage danach, wie sich innerhalb der Logik der Naturbeherrschung dem Besonderen oder Nichtidentischen überhaupt genähert werden kann, ausgehend von dem Verhältnis von Kritik und Spekulation in beiden Ansätzen diskutiert. Es wird argumentiert, dass Adorno auch die spekulativen Momente unter die Identitätslogik der Naturbeherrschung subsumiert, während Haraway einige dieser Fallstricke vermeiden kann. Allerdings drohen ihre Spekulationen den Kontakt zum Gegenstand der Kritik zu verlieren. Zwischen den diskutierten Ansätzen lässt sich ein Verhältnis von Spekulation und Kritik anvisieren, das die Ausarbeitung eines Naturbegriffs ermöglichen kann, der auf ein herrschaftsfreies Zusammenleben aller abzielt.

English version

In the face of climate catastrophe, attempts to bring authors of early critical theory into debates about the so-called Anthropocene are increasing. Often, however, a productive engagement with other theoretical traditions is categorically denied. This paper brings Theodor W. Adorno's concept of nature into conversation with the theorist Donna J. Haraway. It shows that the joint discussion can make a valuable contribution to a critique of social relations of nature. To this end, points of overlap in the respective concepts of nature are elaborated. Then, the difference in the question of how the non-identical can be approached at within the logic of the domination of nature is discussed, starting from the relationship between critique and. It is argued that Adorno subsumes the speculative moments under the identity logic of nature mastery, while Haraway is able to avoid some of these pitfalls. However, her speculations threaten to lose contact with the object of critique. Between the approaches discussed, a relationship between speculation and critique can be envisioned that may allow for the elaboration of a concept of nature that aims at a coexistence and cohabitation free from domination.

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Zitationsvorschlag

Schröder, M. (2023). Natur und Nichtidentität zwischen Theodor W. Adorno und Donna J. Haraway. Zeitschrift für Praktische Philosophie, 10(2). https://doi.org/10.22613/zfpp/10.2.4

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Rubrik

Aufsätze