Simone Weil
Arbeit als Medium gesellschaftlicher Verachtung
Schlagworte:
Simone Weil, Anerkennung, Verachtung, Arbeitsteilung, meaningful workKey words:
Simone Weil, recognition, contempt, divison of labour, meaningful workAbstract
Der vorliegende Aufsatz entwickelt die These, dass Arbeitsteilung ein wesentliches Medium ist, um gesellschaftliche Verachtung zu organisieren und zu mobilisieren. Er tut dies im Ausgang und im Rückgriff auf Simone Weil. Ihre Überlegungen zu Arbeit und Arbeitsteilung erlauben es, einen Brückenschlag zwischen zwei aktuellen Forschungssträngen zu schlagen, die in der Regel nebeneinanderher laufen: die sozialphilosophische Diskussion um das Verhältnis von Anerkennung und Arbeit auf der einen Seite und die Debatte zur Frage bedeutungsvoller Arbeit (meaningful work) in der Politischen Philosophie auf der anderen Seite. Simone Weil erlaubt es, beide Debatten zu bereichern und zu verknüpfen. Ihre Reflexion auf das Phänomen Arbeitsteilung bereichert die sozialphilosophische Diskussion, indem sie zeigt, dass Arbeit nicht nur ein Medium gesellschaftlicher Anerkennungsprozesse ist bzw. sein kann, sondern auch ein Mittel gesellschaftlicher Verachtungsprozesse (Teil 1). Zugleich fordert sie, dass Arbeit so gestaltet wird, dass die Tätigen darin Autonomie erfahren können. Ihre diesbezüglichen Überlegungen ergänzen die Debatte in der Politischen Philosophie, in der ebenfalls auf das Kriterium der Autonomie zurückgegriffen wird, um bestimmen zu können, was „meaningful work“ ist (Teil 2). Am Ende des Aufsatzes werden die wesentlichen Ergebnisse kurz zusammengefasst und die weiterführende Frage aufgeworfen, inwiefern sich mit diesen Überlegungen an das normative Projekt einer verachtungsfreien Gesellschaft angeknüpft werden kann, das Avishai Margalit mit seinem Buch „The Decent Society“ einst skizziert hat.
The following paper draws on Simone Weil in order to bridge two current research strands that typically run disparately alongside each other: the social-philosophical discussion of the relationship between recognition and work on one hand, and the debate about the question of “meaningful work” in political philosophy on the other. Simone Weil’s work links and enriches the two. Her analysis of the rational division of labor supplement the social-philosophical discussion by showing that work cannot only be a means for social recognition, but also for producing working patterns which are the subject of social contempt (part 1). Against this background, Weil discusses an organization of work, which enables workers to experience freedom and autonomy. Her reflections can complement the debate within political philosophy, which also draws on the criterion of autonomy to determine what meaningful work actually is (part 2). Her analysis of the relation between the division of labor and contempt allows, therefore, to link the two debates mentioned. At the end of the paper I briefly summarize the results of the considerations (part 3).
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