Die allgemeine Dienstpflicht: Eine Kritik
Schlagworte:
Allgemeine Dienstpflicht, Soziale Pflichtzeit, Soziales Jahr, Allgemeiner Bürgerdienst, Service CitoyenKey words:
Public service requirement, Compulsory public service, mandatory public serviceAbstract
Dieser Beitrag kritisiert aktuelle Vorschläge zur Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht. Vier Argumente für einen verpflichtenden Dienst zugunsten der Allgemeinheit werden diskutiert und zurückgewiesen: Das paternalistische Argument, das sich auf den Nutzen der Dienstpflicht für die Dienstpflichtigen selbst beruft, scheitert aus prinzipiellen Erwägungen. Das sozialstaatliche Argument, das die Dienstpflicht durch ihre Rolle bei der Erfüllung sozialstaatlicher Aufgaben gerechtfertigt sieht, ist wenig überzeugend, solange es mildere Mittel gibt, diese Aufgaben zu erfüllen. Das Argument über Gemeinschaftlichkeit, das die Dienstpflicht mit einer Konzeption des guten Lebens in Gemeinschaft begründet, scheitert an seiner Unvereinbarkeit mit einem vernünftigen Pluralismus der Lebensentwürfe. Und schließlich ist auch die These zurückzuweisen, dass eine allgemeine Dienstpflicht notwendig sei, um die gesellschaftlichen Voraussetzungen einer funktionierenden Demokratie zu gewährleisten. Eine Diskussion vermeintlicher Analogien beschließt den Aufsatz.
This paper criticizes recent proposals to introduce a mandatory public service requirement. We discuss and reject four arguments in favour of such a requirement: The paternalist argument, which relies on the utility of a mandatory public service to those who serve, is rejected on principled grounds. The argument from the welfare state, which justifies the public service requirement on the basis of its role in providing social services, is implausible as long as there are more moderate means to discharge the tasks of the welfare state. The argument from community, which relies on a conception of the good communal life, fails because of its incompatibility with a reasonable pluralism of conceptions of the good life. Finally, the thesis that a mandatory public service is needed to safeguard the social preconditions of a functioning democracy is rejected. The paper concludes with a discussion of supposed analogous cases.
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