Pädagogik(en) des guten Lebens im Zeichen der Zeit
Schlagworte:
gutes Leben, Zeit, pädagogische Konzeptionen, Zukunft, Gegenwart, ZusammenlebenKey words:
good life, time, pedagogical concepts, future, present, co-existingAbstract
In diesem Beitrag wird dem Zeitbezug von pädagogischen Konzeptionen des guten Lebens – im Spannungsfeld von Individualität und Sozialität, Pädagogik und Politik, Bestimmtheit und Unbestimmtheit – exemplarisch anhand pädagogischer Programmatiken einerseits und philosophischer Referenzen andererseits nachgegangen. Diese pädagogischen Deutungen und damit die Pädagogisierung des ,guten‘ oder ,richtigen‘ Lebens werden in einer bildungsphilosophischen Sichtweise und unter Bezug auf ihre deutschsprachigen Vertreter*innen einer eingehenden Betrachtung unterzogen: So scheint die Pädagogik in Theorie und Praxis einerseits auf eine klare normative Zielperspektive im Sinne einer Vorstellung vom guten menschlichen Leben angewiesen zu sein, die auch für die Zukunft Geltung beanspruchen kann. Anderseits scheint die Offenheit der Zukunft, von der aus sich die Notwendigkeit einer Pädagogik allererst rechtfertigen lässt, in diesem Prozess bedacht und bewahrt werden zu müssen, um Heranwachsenden eine eigenverantwortliche Gestaltung ihrer Welt in Relation zu anderen zu ermöglichen. Letzteres scheint nun aber gerade gegen eine Überformung pädagogischer Kerngedanken durch gegenwartsbezogene starre Vorstellungen eines guten Lebens zu sprechen. Mit dem Aufzeigen dieses Dilemmas und der Analyse verschiedener Lösungsansätze vor dem aktuellen Hintergrund der Ungewissheit gesellschaftlicher Transformationsprozesse möchte der Text einen allgemeinpädagogischen Beitrag zur philosophischen Diskussion um das (kollektiv) gute Leben leisten.
This article examines the temporal context of pedagogical conceptions of a good life – in the field of tension between individuality and sociality, pedagogy and politics, determinacy and indeterminacy – exemplarily on the basis of pedagogical strategies on the one hand and philosophical references on the other. These pedagogical interpretations and thus the pedagogization of a “good” or “real” life are examined in detail from the perspective of educational philosophy and with reference to its German-speaking representatives: On the one hand, when it comes to conceptions of a good human life, pedagogy, both in theory and practice, seems to depend on a clear, normative goal perspective that also claims validity for the future. On the other hand, it seems necessary to consider and preserve the openness of the future, which justifies the necessity of pedagogy in the first place, in this process so that young people are empowered to take responsibility for shaping their world in relation to others. The latter, however, seems to argue against any over-arching core ideas derived from contemporary, rigid ideas of a good life. By pointing out this dilemma and analyzing different approaches to solving it against the current background of the uncertainty of social transformation processes, the text aims to make a general educational contribution to the philosophical discussion about a (collectively) good life.
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