Gerechtigkeit ohne moralische Gleichheit?
Rawls und die Herausforderung asymmetrischer Gerechtigkeitsbeziehungen
Schlagworte:
Rawls, Gerechtigkeit, nichtmenschliche Tiere, soziale Kooperation, moralische GleichheitKey words:
Rawls, justice, nonhuman animals, social cooperation, moral equalityAbstract
Das Fundament der Rawls’schen Gerechtigkeitstheorie ist die moralische Gleichheit aller Gerechtigkeitssubjekte. Die symmetrische Positionierung der Parteien bei den Urzustands-Deliberationen stellt sicher, dass Subjekte mit gleichem moralischen Status das gleiche Recht auf faire Interessenberücksichtigung haben. Dabei fällt allerdings auf, dass Rawls nicht per se gegen unverdiente Ungleichheit argumentiert, sondern gegen unverdiente Ungleichheit zwischen moralisch Gleichen. Hier stellt sich die Frage: kann es Gerechtigkeit zwischen moralisch Ungleichen geben? Und wenn ja: ändert ein ungleicher moralischer Status der Gerechtigkeitssubjekte auch den Inhalt der, und die Ansprüche auf, Gerechtigkeit? Wenn man annimmt, Gerechtigkeitsbeziehungen bestünden ausschließlich zwischen Menschen, dann erscheinen diese Fragen offensichtlich unsinnig. Ich argumentiere allerdings, dass die exklusive Anwendung von Gerechtigkeitstheorien auf Personen begrifflich kontingent ist – und dass die Einbeziehung von nichtmenschlichen Akteuren Rawls’ Gerechtigkeitstheorie zwar vor schwierige, aber möglicherweise produktive Herausforderungen stellt, die ich in diesem Beitrag untersuchen möchte.
The foundation of Rawls’ Theory of Justice is the moral equality of the subjects of justice. The symmetrical positioning of the parties in the original position ensures that subjects with an equal moral standing have an equal right to have their interests taken into account fairly. Notice, however, that Rawls does not argue against undeserved inequality per se, but against undeserved inequality between moral equals. Hence, we might ask: Can there be justice between moral unequals? And if so, does the unequal moral standing between subjects of justice also change the substance of, and the claims to, justice? If we suppose that justice exclusively applies to human relations, then these kinds of questions are obviously absurd. However, I argue that the exclusive application of theories of justice to persons is conceptually contingent – and that the integration of nonhuman agents into Rawls’ theory of justice creates some difficult, but perhaps productive challenges; some of which I want to explore in this article.
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