Die verkörperte Identität der Migration und die Biometrie der Grenze
Schlagworte:
Migration, Identität, Biometrie, Datafizierung, EURODACKey words:
migration, identity, biometrics, datafication, EURODACAbstract
Zusammenfassung: Der folgende Beitrag handelt vom Rückgriff auf den Körper an der Grenze und will einige der besonderen Problematiken skizzieren, die sich durch eine kontrollpolitisch begründete Ontologie des Körpers und seine weitere Verarbeitung als datenbankgestützte Identität im Kontext der europäischen Migrationspolitik ergeben. Er will damit einen Beitrag zur Politisierung der konstitutiven Instabilität einer verkörperten Identität leisten, d. h. einer Identität und vor allem auch eines Körpers, wie sie – gewissermaßen gegen das somatische Identitätskriterium, demgemäß „wir“ unser Körper „sind“ – von Feminist*innen wie etwa Elizabeth Grosz (1994) oder Niamh Stephenson und Dimitris Papadopoulos (2006) und, für den Bereich der Surveillance Studies, etwa von Kirstie Ball (2005) postuliert wurde. Im ersten Teil des Textes greifen wir drei Fälle auf. Sie haben sich infolge der Flüchtlingsbewegungen nach Europa ab 2015 ereignet und sind ihrerseits – wie wir zeigen werden, ganz und gar nicht rational begründet – zu Skandalen beschworen und anschließend als Argumente angeführt worden, um sowohl für die gesellschaftliche und politische Akzeptanz als auch für die Zweckmäßigkeit einer zunehmenden Daten-Interoperabilität und einer Ausweitung der Geltungsbereiche zu werben, wie sie sich anhand der EURODAC-Novellierung erkennen lassen, die sich gegenwärtig vollzieht. Im zweiten Teil fassen wir den EURODAC-Recast zusammen – und skizzieren damit eine neue Entwicklungsphase der soziotechnischen Assemblage, durch die in den europäischen Entwicklungs- und Forschungseinrichtungen der biometrischen Identifikation und der Kontrolle der Mobilität eine verkörperte Identität der Migration produziert wird.
Abstract: The following contribution deals with the recourse to the body at the border and aims to outline some of the particular problems that arise from an ontology of the body based on control policies and its further processing as a database-supported identity in the context of European migration policy. In this way, we want to contribute to the politicization of the constitutive instability of an embodied identity, i.e. of an identity and above all a body, as it has been postulated – against the somatic identity criterion, so to speak, according to which “we are” our body – by feminists such as Elizabeth Grosz (1994) or Niamh Stephenson and Dimitris Papadopoulos (2006) and, for the field of Surveillance Studies, by Kirstie Ball (2005). In the first part of the text we take up three cases. They have occurred as a result of refugee movements into Europe from 2015 onwards and, for their part – as we will show, not at all rationally justified –, have been conjured up to create scandals and then used as arguments to promote both the social and political acceptance and the desirability of increasing data interoperability and extending the scope of application, as can be seen from the EURODAC amendment that is currently underway. In the second part, we summarize the EURODAC Recast – outlining a new phase of development of the socio-technical assemblage, which is producing an embodied identity of migration in the European development and research institutions of biometric identification and mobility control.
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