Einleitung: Pandemie der Grenze

Autor:innen

  • Florian Grosser San Francisco / Berkeley
  • Andreas Oberprantacher Innsbruck

Schlagworte:

Grenzen, Grenzregime, Migration, Flucht, normative Theorien, Phänomenologie, Genealogie, Sozialwissenschaften

Key words:

Borders, border regimes, migration, refugees, normative theories, phenomenology, genealogy, social sciences

Abstract

Zusammenfassung: Die für diesen Schwerpunkt ausgewählten Beiträge setzen sich aus sachlich, methodologisch sowie disziplinär vielfältigen Perspektiven mit dem Thema der Grenze, der Grenzziehung und des Grenzregimes auseinander. Während Grenzen in der normativen politischen Philosophie und Theorie kaum als eigenständiges Problem behandelt bzw. zumeist traditionell, d. h. als für territorial verankerte staatliche Zuständigkeitsbereiche konstitutive statische Trennlinien begriffen werden, wird in den hier versammelten Texten der Versuch unternommen, diese präziser und detaillierter in ihrer gegenwärtigen Gestalt und Wirkungsweise zu bestimmen, um auf dieser Grundlage alternative grenztheoretische Modelle zu entwickeln. Im Zentrum steht dabei die Frage, in welcher Weise sich die zunehmende Beweglichkeit von Grenzen – eine Beweglichkeit, die nicht nur neu konfigurierten politisch-rechtlichen Maßnahmen und Institutionen, sondern auch neuen Kontrolltechnologien geschuldet ist – auf das Verständnis von staatlicher Souveränität, von demokratischer Legitimität oder von Menschenrechten auswirkt. In dieser Einleitung werden zum einen einige maßgebliche rezente Grenzziehungsphänomene erörtert, die im Licht der Covid-19-Pandemie in besonderer Deutlichkeit zutage treten; zum anderen werden Grundzüge eines veränderten politiktheoretischen Nachdenkens über Grenzen skizziert. Daneben werden die sieben Beiträge des Schwerpunkts überblicksartig vorgestellt.

English version

Abstract: The contributions selected for this special issue address the topic of borders, bordering, and border regimes from a variety of thematic, methodological, and disciplinary perspectives. While normative political philosophy and theory rarely recognize borders as a discrete problem or operate with traditional conceptions that understand borders as static separating lines constitutive of territorial states, the texts assembled here seek to determine borders more precisely in their current forms and effects in order to develop alternative theoretical approaches on this basis. The central question is how the increasing mobility of borders – a mobility that is not only the result of newly configured politico-juridical measures and institutions but also of new control technologies – affects the understanding of state sovereignty, democratic legitimacy, or human rights. This introduction discusses certain significant phenomena of bordering that have recently been made particularly visible by the Covid-19 pandemic; it also outlines basic features of a new politico-theoretical thinking on borders. In addition, it provides synopses of the seven contributions to this special issue.

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Zitationsvorschlag

Grosser, F., & Oberprantacher, A. (2022). Einleitung: Pandemie der Grenze. Zeitschrift für Praktische Philosophie, 8(1), 385–402. https://doi.org/10.22613/zfpp/8.1.16 (Original work published 1. Juli 2021)

Ausgabe

Rubrik

Schwerpunkt: Politische Theorien der Grenze