Entgrenzte Körper
Zur Möglichkeit einer Politik affirmativ geteilter Vulnerabilität
Schlagworte:
Biopolitik, Immunität, Vulnerabilität, Interdependenz, Butler, Foucault, HarawayKey words:
Biopolitics, Immunity, Vulnerability, Interdependency, Butler, Foucault, HarawayAbstract
Angesichts des Ausbruchs der Corona-Pandemie erfährt Foucaults Konzept der Biopolitik eine verstärkte Aufmerksamkeit innerhalb der politisch- philosophischen Debatten. So lässt sich in Rückgriff auf Foucaults Analyse einer sich seit dem 17. Jh. durchsetzenden „Lebensmacht“ nicht nur zeigen, inwiefern Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor einem neuartigen Virus Leben erhalten. Foucaults Beschreibung des Rassismus liefert auch einen ersten Analyseansatz, um die differenzielle Bestimmung von schützenswertem Leben zu problematisieren. Gilt es darüber hinausgehend zu verstehen, durch und innerhalb welcher je spezifischen Rahmendispositive biopolitische Logiken operieren und wie es möglich wird, rassistischen Kalkülen zu widerstehen, stellen Judith Butlers und Donna Haraways Reflexionen über Körperlichkeit, Immunität und Vulnerabilität eine entscheidende Erweiterung dar.
Der Beitrag geht der Frage nach, welche Implikationen biopolitische Strategien angesichts einer globalen Gesundheitskrise haben, und versucht davon ausgehend, eine andere Form der Politik zu denken, die auf eine wechselseitige Verbundenheit bzw. Interdependenz und die daraus resultierende Vulnerabilität als geteilte Bedingung allen (menschlichen) Lebens reflektiert. Eine solche Politik bezieht sich nicht auf „das Leben selbst“, sondern auf die ökologischen und sozialen Beziehungen, die ein lebbares Leben erst ermöglichen.
Facing the outbreak of the corona pandemic, Foucault’s concept of biopolitics is attracting increased attention within the political-philosophical debates. Foucault’s concept on biopolitics provides a starting point to analyze power mechanisms that work within politics currently in place, which protect the population from the corona virus. Judith Butler’s and Donna Haraway’s reflections on corporality, vulnerability and immunity offer a further and deeper understanding on how racist logics within biopolitical fields define certain lives worthy of protection and others not, as well as how politics opposing such hierarchies can look like. This paper focuses on the implications of biopolitical strategies, especially in times of a global health crisis. Furthermore, it focuses on the possibility of a politics that reflects on interdependency and vulnerability as a shared condition of all (human) life. Such a politics does not focus on “life itself” but on the ecological and social relations, which enable life.
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