Inwiefern sollten berufliche und persönliche Integrität zugeschrieben werden?
Kontextualität und Relationalität moralischer Integrität als schwacher Einheit der Tugenden
Schlagworte:
Einheit der Tugenden, Integrität, Neoaristotelismus, Praktische Weisheit, ReziprozitätKey words:
Unity of the Virtues, Integrity, neo-Aristotelianism, Practical Wisdom, ReciprocityAbstract
Der Begriff der Integrität begegnet in Alltag und Beruf häufig: Wir sprechen davon, jemand sei integer oder auch habe (persönliche) Integrität. Manchmal schreiben wir auch nur berufliche Integrität zu. Aber inwiefern sollten diese beiden Auffassungen von Integrität zugeschrieben werden? Anhand dreier Fallbeispiele wird diese Frage diskutiert. Zu diesem Zweck wird das moderne Paradigma der Integrität mit dem neoaristotelischen Paradigma der schwachen Einheit der Tugenden identifiziert und mit diesem argumentiert. Aufbauend auf alltäglichen Intuitionen wird die Problematik der Zuschreibung von Integrität als einzelne Tugend und an einzelne Personen aufgezeigt. Daraufhin wird beispielhaft mit Neera K. Badhwar und Daniel C. Russell für die Kontextualität von Integrität, d. h. für ihre Einbettung in Lebenskontexte oder auch -bereiche wie eben den Beruf, argumentiert. Des Weiteren wird die Relationalität von Integrität aufgezeigt, d. h. deren Abhängigkeit von verschiedenen Rollen (intrapersonale Relation) und von Bezugspersonen (interpersonale Relation).
The concept of integrity is frequently encountered in everyday life and at work: We speak about someone being of integrity or having (personal) integrity. Sometimes we also ascribe only professional integrity. But how should professional and personal integrity be ascribed? I discuss this question using three case studies. For this purpose, the modern paradigm of integrity is identified with the neo-Aristotelian paradigm of the weak unity of the virtues. According to our everyday intuitions, we ascribe integrity as a single virtue and to individuals; from a philosophical perspective, this is problematic. Following Neera K. Badhwar’s and Daniel C. Russell’s argumentation, the contextuality or embedding of integrity in life contexts or “domains” such as the profession is shown. Furthermore, the relationality of integrity is argued for, i.e. its dependence on different roles (intrapersonal relation) and persons (interpersonal relation).
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