Vom postmodernen Menschen und seiner schwierigen Suche nach dem guten Leben und dem guten Tod

Autor:innen

  • Fabian Hutmacher Regensburg/Würzburg

Schlagworte:

Tod, gutes Leben, Postmoderne, Beschleunigung

Key words:

death, good life, postmodernism, acceleration

Abstract

Als gutes Leben scheint in unseren westlichen, postmodernen Gesellschaften ein Leben zu gelten, das möglichst viele der vorhandenen Weltoptionen ausschöpft. Da durch die Veränderungsprozesse der vergangenen Jahre und Jahrzehnte eine unglaubliche Menge an Weltoptionen in unsere Reichweite gelangt ist, hat jedoch paradoxerweise der Ausschöpfungsgrad an Weltoptionen abgenommen. Das gute Leben wird damit zum prinzipiell unvollendeten und unvollendbaren Unterfangen. Aufgrund dieser Unerfüllbarkeit wendet sich das Ideal des guten Lebens schlussendlich gegen sich selbst: Der Versuch, ihm nachzujagen, führt aufgrund seiner Vergeblichkeit zu Entfremdung. Das postmoderne Ideal des guten Lebens verhindert aber nicht nur das gute Leben, es erschwert auch den guten Tod. Gerade weil die Welt so viele erlebenswerte Dinge für uns bereithält, rückt der Moment, in dem wir von uns sagen können, nun das getan und gesehen zu haben, was wir unbedingt tun und sehen wollten, also der Moment, in dem wir die für uns wichtigen Daseinsmöglichkeiten hinreichend ausgeschöpft haben, in vage Ferne. Der Tod darf nicht sein, weil das erfüllte Leben nicht sein kann. Angesichts dieses Gesamtbefundes scheint es notwendig, das postmoderne Ideal des guten Lebens auf den Prüfstand zu stellen.

English version

It seems that in our Western, postmodern societies, a good life is considered to be a life that exhausts as many of the available options as possible. The changes of the past years and decades have brought an incredible number of options within our reach. As a paradoxical consequence, however, the degree to which we are able to exhaust these options has decreased. Thus, the good life becomes an in principle unfinished and unfinishable endeavor. Due to this unfulfillability, the ideal of the good life ultimately turns against itself: The attempt to chase after it leads to alienation. Ultimately, the postmodern ideal of the good life does not only prevent the good life, it also makes a good death increasingly difficult. Precisely because the world has so many worthwhile things to offer, the moment in which we can say that we have done and seen what we absolutely wanted to do and see, that is, the moment in which we believe to have sufficiently exhausted the options that life holds for us, becomes nothing but a theoretical possibility. Death must not be, as a fulfilled life cannot be. In view of this overall finding, it seems necessary to put the postmodern ideal of the good life to the test.

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Zitationsvorschlag

Hutmacher, F. (2020). Vom postmodernen Menschen und seiner schwierigen Suche nach dem guten Leben und dem guten Tod. Zeitschrift für Praktische Philosophie, 7(2), 15–34. https://doi.org/10.22613/zfpp/7.2.1

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Aufsätze