Wider das Primat des zweckrationalen Denkens
Eine Kritik am menschenunwürdigen Umgang mit sich selbst und anderen
Schlagworte:
Anerkennung, Zweckrationalität, Menschenwürde, Vernunft, soziales HandelnKey words:
recognition, functional rationality, human dignity, reasoning, social actionAbstract
Seit geraumer Zeit gilt das Primat zweckrationalen Denkens als prägend innerhalb der westlichen Gesellschaften und es wird vor seinen Folgen im Kontext sozialen Handelns gewarnt. In der Diskussion wird oftmals die Frage nach den Gründen für diese Entwicklung zu Gunsten einer Skizze der Folgen vernachlässigt, was eine Problemanalyse erschwert. In diesem Artikel werden die Gründe für das Primat der Zweckrationalität ideengeschichtlich aufgezeigt und dessen Wirkmächtigkeit systematisch auf seine inhärente Totalisierungs- und Hegemonietendenz zurückgeführt. Die Kritik an dieser Tendenz erfolgt mit Verweis auf anerkennungstheoretische Prinzipien sowie unter Anwendung der phänomenologischen Methode, mittels derer sozialphilosophisch und personalethisch die aktuell fragwürdigen Folgen dieser Entwicklung skizziert werden. Zentrale These ist, dass das zweckrationale Denken zu einem fast ausschließlich instrumentellen, da identifizierenden Umgang mit sich selbst und anderen führt, was wechselseitige Anerkennung und wirklich soziales Handeln verunmöglicht. Plädiert wird für ein Paradigma des menschlichen Miteinanders, das dem Primat der Anerkennung und dem Würdeanspruch in sozialen Praktiken Genüge tun kann.
For some time now, the primacy of functional rationality has been identified as formative within Western societies and it has been warned of its consequences in the context of social action. In the discourse, the question of the reasons is often neglected in favour of a sketch of the consequences, thereby impeding a differentiated problem analysis. In this article, the reasons for the primacy of functional rationality are shown in the history of ideas and it is argued that its effectiveness refers to the inherent tendency of totalization and hegemony. The critique of this tendency is formulated with reference to recognition theory and the application of the phenomenological method. The consequences of this development are outlined in terms of social philosophy and personal ethics. The central thesis is that rational thinking leads to a merely instrumental and identifying dealing with oneself and others, which makes mutual recognition and real social action impossible. Finally, it is argued for a new paradigm of human interaction that can satisfy the need of recognition and the claim to dignity in social practices.
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