Das Versprechen der Norm und ihre Drohung
Performativität und Normativität bei Judith Butler
Schlagworte:
Butler, Normativität, Performativität, Sprache, Sprechakttheorie, Versprechen, DrohungKey words:
Butler, normativity, performativity, language, speech act theory, promise, threatAbstract
Das Verhältnis von Sprache und Normativität spielt in Judith Butlers Denken eine wichtige Rolle. Im Zentrum ihrer Überlegungen steht der sprachphilosophische Begriff des Performativen, den Butler sowohl zur Explikation der Wirkweise von Normen als auch für die kritische Analyse politischer Praktiken fruchtbar zu machen versucht. Der Beitrag rekonstruiert zunächst Butlers Problematisierung des ambivalenten, zugleich repressiven und produktiven Charakters von Normen und fragt nach den Implikationen von Butlers performativem Normenverständnis für die Konzeption von Subjektivität, Souveränität und Handlungsmacht. Die These lautet, dass sich die Ambivalenz von Normen performativitätstheoretisch über die beiden Sprechakte des Versprechens und der Drohung explizieren lässt. Die Figuration des Handlungscharakters von Normen über die Begriffe des Versprechens und der Drohung verfolgt nicht nur das Ziel, zentrale Aspekte der gesellschaftlichen Wirkweise von Normen zu vergegenwärtigen, sondern auch aufzuzeigen, inwiefern die inhärente Brüchigkeit von Normen für Kritik und Widerstand gegen gewaltvolle Normalisierungsprozesse fruchtbar gemacht werden kann.
The relation between language and normativity plays an important role in Judith Butler’s thinking. Her reflections revolve around the linguistic-philosophical notion of performativity, which Butler not only utilizes to explain the effectivity of norms but also for the critical analysis of political practices. My paper starts with a reconstruction of Butler’s problematization of the ambivalent, both repressive and productive character of norms and scrutinizes the implications of Butler’s performative notion of normativity for the conceptualization of subjectivity, sovereignty and agency. The main thesis is that the ambivalence of social norms can be explained via the speech acts of promise and threat – precisely in regard to its performative character. Referring to the concepts of promise and threat in order to figure the mode of action performed by norms not only allows for an explication of central aspects of the social effectivity of norms but also to accentuate the inherent fragility of norms that may be put to use for critique of and resistance against violent processes of normalization.
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