Sharon Streets Humeanischer Konstruktivismus und das Verhältnis von Normativität und Moral
Schlagworte:
Sharon Street, Konstruktivismus, Normativität, Externalismus, InternalismusKey words:
Sharon Street, Constructivism, Normativity, Externalism, InternalismAbstract
Sharon Street vertritt einen Humeanischen Konstruktivismus in der Metaethik, nach dem die normativen Gründe einer Akteurin von dem System ihrer eigenen normativen Urteile abhängen. Ein normatives Urteil ist nach Street genau dann wahr, wenn es zu der ideal kohärenten Menge der normativen Urteile gehört, die die Akteurin im Überlegungsgleichgewicht hätte. In diesem Aufsatz wird die Frage diskutiert, wie diese Konzeption von Normativität mit einer Konzeption von Moral verbunden werden kann. Eine Möglichkeit hierfür besteht darin, an einer engen Verbindung von Normativität und Moral festzuhalten. In diesem Fall muss die Wahrheit moralischer Sätze jedoch auf eine ähnliche Art als akteursrelativ verstanden werden, wie Street die Wahrheit normativer Sätze versteht. Eine zweite Möglichkeit besteht darin, an einem absolutistischen Verständnis moralischer Sätze festzuhalten. Dann wären nach Streets Konzeption von Normativität jedoch Fälle denkbar, in denen eine Akteurin keinen normativen Grund hat, moralisch zu handeln. Beide theoretische Optionen scheinen kontraintuitive Implikationen zu haben, die z.B. mit der Möglichkeit moralischen Tadels oder der Vorstellung der Kategorizität moralischer Sätze zusammenhängen. Aufbauend auf Überlegungen von Street, Bernard Williams und David Lewis wird jedoch dafür argumentiert, dass insbesondere die zweite der genannten Optionen nicht so sehr von einem herkömmlichen Moralverständnis abweicht, wie es zunächst erscheint.
Sharon Street defends a Humean constructivism as a metaethical theory. In her opinion, the normative reasons of an agent depend on the system of her own normative judgements. A normative judgement is true if and only if it belongs to the ideally coherent set of normative judgements the agent would have in a reflective equilibrium. This paper will discuss the question how this conception of normativity can be combined with a conception of morality. One option is to maintain a close connection between normativity and morality. In this case, the truth of moral propositions would have to be understood agent-relativ similar to Streets understanding of the truth of normative propositions. A second option is to stick to an absolutist understanding of moral propositions. However, in this case it would be conceivable that an agent does not have a reason to act morally. Both theoretical options seem to have counterintuitive implications which are related, for instance, to the possibility of moral blame or the conception of categorical moral demands. Building on ideas of Street, Bernard Williams and David Lewis, it will be argued that the described options (in particular the second one) do not depart that much from a conventional conception of morality than it might appear at first.
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